3.1 Ko-Edukation
Die Resolution des Deutschen Akademikerinnenbundes zur Koedukation, verabschiedet auf der Tagung und Mitgliederversammlung am 20./21. Mai 1995 in Konstanz beinhaltet folgende Diagnose:
Aufgrund der heute vorliegenden wissenschaftlichen Befunde, müssen wir feststellen, dass die Aufhebung der getrennten Ausbildung für Mädchen und junge Frauen keineswegs ausschließlich positive Effekte hat:
    • In koedukativen Gruppen verengt sich das Verhalten von Mädchen stärker auf das jeweilige Geschlechter-Stereotyp, als dies in eingeschlechtlichen Gruppen der Fall ist.
    • In koedukativen Gruppen werden Mädchen stärker auf "typisch weibliche" und bisher mit geringerem Sozialprestige bedachte Aktionsfelder zurückgedrängt bzw. sie ziehen sich selbst darauf zurück.
    • In gemischten Gruppen fungieren Mädchen/Frauen häufig als -  aus Sicht der Lehren- den willkommenes - "soziales Schmiermittel", ohne dass sie für diese Leistungen die gebührende Anerkennung und Wertschätzung erhalten.
    • Die Ausbildung eines positiven Selbstbildes und Selbstbewusstseins von Mädchen /jungen Frauen wird in koedukativen Gruppen tendenziell erschwert.
    • Diese Effekte, die z.T. bereits im Kindergartenalter beobachtbar sind, setzen sich über die Schulzeit hin bis in den Bereich der Hochschulen und in das Erwachsenenleben hinein fort. Sie zeigen sich vor allem auch im Berufswahlverhalten und beim beruflich- sozialen Aufstieg.“

Ergebnisse von Interaktionsstudien in Schulen (vgl. Enders- Dragesser und Fuchs 1989, Faulstich-Wieland 1991, Glumpler 1994) zeigen, dass Jungen im Unterricht mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen als Mädchen (2/3 Parität). Mädchen verhalten sich eher kooperativ, Jungen sind stärker auf Konkurrenz hin orientiert und suchen nach Gelegenheiten, Dominanzverhalten zu zeigen. Sozial auffälliges Verhalten (Stören, aggressives Verhalten etc.) zeigen überwiegend Jungen.
Sobald Lehrkräfte ihre Aufmerksamverteilung in Richtung eines gleichmäßigeren Umgangs verändern, wird dies von allen Beteiligten subjektiv als Bevorzugung der Mädchen erlebt. Wenn die Aufmerksamkeit zu 1/3 den Mädchen und 2/3 den Jungen zukommt, wird dies als gerecht empfunden.
Diese typischen Aussagen, die sich durch alle Forschungsergebnisse zur schulischen Ko-Edukation ziehen, machen auch vor der Erwachsenenbildung nicht halt.
Hier noch etwas mehr zur Ko-Edukation (Word- Dokument)